Postpartale Depression – „Ich sollte doch eigentlich glücklich sein“
Was ist eine Postpartale Depression?
Die Postpartale Depression ist eine psychische Erkrankung. Im ICD-10 wird diese Erkrankung unter dem Kapitel F53 aufgeführt. Ein geläufigerer Begriff ist die Wochenbettdepression.
Die Postpartale Depression betrifft ca. 15-20 % der Gebärenden. Das Wort Postpartal setzt sich aus den Wörtern „Post“ und „Partal“ zusammen. Beide Begriffe kommen aus dem Lateinischen. Post bedeutet „nach, später, nachfolgend“ und Partal bedeutet „Entbindung“. Das bedeutet, dass nach der Geburt eines Kindes eine Depression auftreten kann, die als Postpartale Depression bezeichnet wird. Was genau ist eine Postpartale Depression und wie sieht die Abgrenzung zu dem sogenannten Babyblues aus?
Was sind die Symptome einer Postpartalen Depression?
Die Symptome einer Postpartalen Depression gleichen den Symptomen einer üblichen Depression. Ein wesentlicher Unterschied ist jedoch, dass Betroffene bei einer Postpartalen Depression starke Schuldgefühle gegenüber ihrem Baby empfinden. Es entstehen Sorgen und Ängste, weil es ihnen schwerfällt, adäquat auf die Bedürfnisse ihres Kindes zu reagieren und sich um das Baby zu kümmern. Außerdem erleben Betroffene, dass sie dem Idealbild einer „guten Mutter“ nicht gerecht werden können. Dies führt ebenfalls zu starken Schuldgefühlen. Die Symptome treten bei den Gebärenden ca. innerhalb eines Monats nach der Geburt auf.
Symptome:
– Interessenverlust
– Wertlosigkeitsgefühle
– Anhaltendes Stimmungstief (anhaltende Traurigkeit, häufiges Weinen)
– Appetitlosigkeit
– Schlafstörungen
– Ängstlichkeit
– Konzentrationsstörungen
– Schuldgefühle („Ich bin eine schlechte und unfähige Mutter“, „Normalerweise muss ich aufgrund der Geburt meines Kindes sehr glücklich sein, stattdessen bin ich deprimiert und niedergeschlagen.“)
– Selbstzweifel
– Grübeln
– Gedanken an Selbstverletzung
– Gedanken dem Baby zu schaden
– Stimmungsschwankungen
– Isolation
Viele Betroffene schämen sich und haben Angst offen über ihre Gefühle und Symptome zu sprechen. Die Angst rührt unter anderem daher, dass viele die Sorge in sich tragen, von anderen stigmatisiert und als „schlechte Mutter“ angesehen zu werden.
Wie kommt es zu einer Postpartalen Depression?
Es gibt verschiedene Ursachen für die Postpartale Depression. Eine Schwangerschaft und eine Geburt sind immer auch mit körperlichen und psychischen Strapazen und Anstrengungen verbunden. Auch führt die Lebensumstellung nach der Entbindung nicht selten zu einer Überforderung. Die Überforderung der Mutter ist umso größer, wenn sie alleinerziehend ist oder in einer unerfüllten Partnerschaft lebt und Unterstützung ausbleibt.
Auch Traumata begünstigen die Entstehung und Entwicklung einer Postpartalen Depression. Wenn die Mutter zuvor in ihrem Leben traumatischen Erlebnissen ausgesetzt war und diese nicht verarbeiten konnte, ist die Wahrscheinlichkeit eine Postpartale Depression zu entwickeln, erhöht.
Auch ist bekannt, dass häufiger Frauen an einer Wochenbettdepression erkranken, die zuvor in ihrem Leben mit einer Angststörung oder Depression belastet waren.
Biochemische Veränderungen stellen ebenfalls eine mögliche Ursache dar.
Wie lässt sich die Postpartale Depression (PPD) vom „Babyblues“ abgrenzen?
Die Symptome eines Babyblues treten im Vergleich zu der PPD wenige Tage nach der Entbindung auf. Anzeichen eines Babyblues sind Erschöpfung, Müdigkeit, Gereiztheit, Stimmungsschwankungen, Stimmungstiefs und Traurigkeit. Nicht selten weinen Betroffene ohne sichtbaren Grund. Umgangssprachlich hört man daher manchmal den Begriff „Heultage“. Im Normalfall verschwinden die Symptome nach ein paar Tagen wieder von allein. Im Vergleich zu den Babyblues bleiben die Symptome einer PPD mindestens zwei Wochen bis mehrere Monate bestehen. Auch besteht die Gefahr, dass die PPD sich bei einer Nicht-Behandlung chronifizieren kann.
Die Prävalenz des Babyblues liegt verschiedenen Angaben zufolge zwischen 25-50%. Nur selten entwickelt sich aus einem Babyblues eine Postpartale Depression. Die Ursache für den Babyblues liegt im gestörten Hormonhaushalt der Frau nach der Entbindung. Die Hormone Östrogen und Progesteron fallen rapide ab. Dies führt zu den oben genannten Symptomen. Mit der Stabilisierung des Hormonhaushalts verschwinden in der Regel die Symptome eines Babyblues. Das bedeutet, dass beim Babyblues im Normalfall keine Behandlung nötig ist.
Bei der PPD ist es jedoch ratsam, dass Betroffene sich einer professionellen Behandlung unterziehen, um eine Chronifizierung der Erkrankung zu vermeiden.
Wie wird die Postpartale Depression behandelt?
Die Behandlung einer Postpartalen Depression hängt von dem Schweregrad der Depression ab. Bei einer leichten Depression ist es für die Betroffenen meistens ausreichend, wenn sie emotionale Unterstützung aus ihrem sozialen Umfeld erhalten. Auch sportliche Betätigung wirkt den Symptomen einer leichten Postpartalen Depression gut entgegen. Nichtsdestotrotz ist auch in leichten Fällen eine Psychotherapie indiziert, um einer möglichen Verschlimmerung der Symptome präventiv entgegenzuwirken. Halten die Symptome länger als zwei Wochen an, dann sollte eine Psychotherapie in Betracht gezogen werden.
Die Postpartale Depression wird wie eine übliche Depression behandelt. Es können verschiedene Therapiewege in Betracht gezogen werden.
Eine Postpartale Depression kann tiefenpsychologisch oder auch mit der Kognitiven Verhaltenstherapie behandelt werden. Manchmal kann es auch vorkommen, dass zusätzlich Medikamente (Antidepressiva) neben einer Psychotherapie in Erwägung gezogen werden, damit Betroffene erneut Antrieb erhalten, um den Belastungen des Alltags besser gegenüberstehen zu können. Dies hängt jedoch von dem Schweregrad der Postpartalen Depression ab.
In seltenen Fällen kann auch eine stationäre Behandlung sinnvoll sein. Es gibt einige Einrichtungen, die Räumlichkeiten für Mutter und Kind zur Verfügung stellen. Denn es ist während der Behandlung einer PPD wichtig, dass die Mutter-Kind-Beziehung weiterhin gepflegt und gestärkt wird.